Ist mein Kind ein Zucker-Zombie? 

Ist mein Kind ein Zucker-Zombie? 

An einigen Stellen in unserem Buch “Der Trotzphasen-Survivalguide” weisen wir auf den Zusammenhang von Zucker in der Nahrung und anstrengendem bis “gestörtem” Kinderverhalten hin. 

Dass Zucker, auch Fruchtzucker aus Früchten, Kinder mindestens unruhig macht, wenn er nicht sogar zu völligen Aussetzern führt, bemerkt man auch bei kleineren Zuckermengen im Essen. (Mehr über versteckten Zucker: weiter unten.) 

"Sugar Loops" by VoxEfx / CC on Flickr
„Sugar Loops“ by VoxEfx / CC on Flickr

Krass gesagt: Für das Gehirn und Verhalten des Kindes ist es ungefähr vergleichbar, ob man ihm einen Toast mit Honig, Müsliriegel/Obstjoghurt mit Zucker/… gibt oder eine Portion aufputschende Drogen. Wenn jemand deinem Kind morgens Drogen verabreichte, wärst du ja auch nicht überrascht, wenn es an dem Tag ein krass anderes Verhalten an den Tag legen würde, oder?

Seltsamerweise sind wir aber überrascht, wenn ein Kind aufdreht, nachdem es einen Apfel mit einem Glas Apfelschorle und einem Vollkornbrot mit Marmelade zu sich genommen hat …

 

Vermutlich kommt die Überraschung daher, dass sich das Verhalten so langsam ändert. Babys können noch große Mengen an leeren Kohlehydraten und Zucker wegstecken ohne Verhaltensänderung — schließlich besteht Muttermilch zu um die 70% aus Milchzucker. Wenn Kinder selber essen können und ab 13 Monaten der Muttermilch-Phase entwachsen, geben wir ihnen aber weiterhin Essen, das von Haus aus oder zugesetzten Zucker/Fruchtzucker/Honig/Sirup enthält. Und wundern uns, wieso die Kinder so hibbelig sind, sich nicht konzentrieren können, auf Blutzuckerschwankungen mit lautstarkem Trara reagieren …

Letztlich kann man sogar noch weiter gehen: Nicht nur der Zucker macht Kinder (je nach Veranlagung) zu hyperaktiven, hibbeligen “Monstern”, sondern auch die Mischung mit Gluten und leeren Kohlehydrate. Hier noch ein Brötchen, da eine Dinkelstange, ein Müsliriegel und, schlimmstenfalls, täglich Süßigkeiten … Die tollsten Kinder haben da ein Feuerwerk im Körper, das ihnen einheizt. (Erwachsene auch, das erzählt uns jeder, der mal den harten Weg des Zucker-Verzichts gegangen ist.)

Zucker ist zusätzlich noch in allem möglichen zugesetzt oder von Natur aus enthalten — in Dosenerbsen, lecker-süßen Früchten, den Rosinen, die massenhaft “zuckerfreien” Müslis beigefügt werden, oder auch im Apfelsaft (100 ml Apfeldirektsaft ohne Zuckerzusatz enthalten um die 10 Gramm Zucker!).

Leider stimmt es auch nicht, dass Fruktose oder z. B. auch Agavendicksaft “gute Zucker” sind und bedenkenlos en masse konsumiert werden können.

Bleibt der Zucker-Kohlehydrat-Input aus, sind die Kids wie auf Entzug gesetzt. 

Wovon ernährt sich mein Kind wirklich?

Führ doch mal eine Woche Buch, ganz pi mal Daumen, was dein Kind täglich zu sich nimmt.

Und schau nach (via Google, zum Beispiel), wie viel Zucker diese Nahrungsmittel und Getränke ungefähr enthalten. Soll die Ernährung umgestellt werden, dann ganz allmählich, damit das Kind nicht auf Entzug gerät und in Panik, weil kein Zuckernachschub kommt. 

Denn: Leere Kohlehydrate (z.B. Brot, auch Vollkornbrot, Nudeln) und Zucker machen richtig “süchtig”. Zucker macht es tatsächlich; leere Kohlehydrate indirekt, mit dem Umweg über den Blutzuckerspiegel und eine Störung der an der Sättigung beteiligten Faktoren. Wer sie regelmäßig konsumiert, braucht sie immer wieder und in  steigender Dosierung. Kein Wunder, dass es Rabbatz gibt, wenn man plötzlich die Ernährung umzustellen versucht … Den Übergang unbedingt schleichend gestalten!

Sehr bewährt hat sich bei uns ein Naschtag (> siehe im “Trotzphasen-Survivalguide” im Kapitel “Konsequenz”). Zu wissen, dass man an einem Tag der Woche essen kann, worauf auch immer man Lust hat, hilft Kind und Eltern, den Rest der Woche alle Süßigkeiten und Glutenbomben wie Pommes, Kuchen, Eis, Croissants etc. wegzulassen. Das funktionierte bei uns auch besser als frühere Versuche, die Süßigkeiten durch gesündere Alternativen zu ersetzen (z.B. zuckerfreie Bonbons, glutenfreie Kekse mit wenig Zucker aus dem Bioladen). Denn dann nascht man letztlich trotzdem und bleibt in der Gewohnheit drin.

Entspannung beim Essen

Kinder essen nicht auf den Tag gesehen “gesund”, sondern eher auf die Woche. Also nicht krampfhaft jeden Tag Eiweiß und Gemüse ins Kind bugsieren, sondern mit der Strömung schwimmen. Vielleicht knabbern sich Montag beim Fernsehgucken 2 Teller Gemüsesticks weg, Mittwoch ist das Hühnchen aus der Pfanne so lecker, dass es klaglos gefuttert wird, Donnerstag sitzt anscheinend ein Frutarier mit am Tisch, der nur Obst futtern will.

Sei bei der Ernährung nicht päpstlicher als der Papst, auch nicht bei deiner eigenen: Wenn Gemüsesticks partout nicht in den Nachwuchs zu stopfen sind, dann könnten es auch Apfelschnitze mit etwas Mandelmus (für die Sättigung) sein.  Oder etwas “Paleo-Müsli” oder Paleo-Kugeln, ohne Gluten dafür mit Nüssen, Kokosflocken, Trockenfrüchten.

Probier aus, womit deine Familie am besten klarkommt. Jede Lösung muss zur Familie passen.