Wie endet eine Eileiterschwangerschaft?

Wie endet eine Eileiterschwangerschaft?

Dies ist Teil 3 über extra-uterinäre Schwangerschaften (EU) bzw. Eileiterschwangerschaften.

Ich habe Teil 1–4 zusammengefasst, überarbeitet und zu einem Buch erweitert: „Die Eileiterschwangerschaft“. Bestell es hier bei Amazon.

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Kein Happy End

Bei Verdacht auf eine EU (extrauterinäre Schwangerschaft) musst du dir eins von Anfang an klarmachen: Wenn sich der Verdacht bestätigt, dann gibt es kein Happy End.

Die Schwangerschaft wird immer beendet. :-(

Man kann den Embryo nicht vom Eileiter in die Gebärmutter “verpflanzen”. Die Natur ist der Medizin in ganz vielen Aspekten der Schwangerschaft immer noch viele Schritte voraus. Der Embryo verankert sich mit der Plazenta wie ein kleines Bäumchen, das sich mit den Wurzeln in die Erde krallt. Die Plazenta wächst mit feinsten Verästelungen in Euer Gewebe hinein – das kann kein Chirurg nachbauen, um die Schwangerschaft zu erhalten.

Bestätigt die Bauchspiegelung (siehe Teil 2) den Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft, wird meist noch in derselben OP der Embryo mitsamt allem Drumherum aus dem Eileiter entfernt. Das geht auch via Bauchspiegelung, der Eingriff ist nicht sehr groß. Drückt Ihr euch leider vor der Bauchspiegelung (so wie ich) oder wisst ihr gar nichts von eurer EU, bis ihr plötzlich starke Schmerzen im Unterbauch spürt, dann wird die Schwangerschaft ebenfalls in einer Bauchspiegelung-OP beendet.

Man nennt den Embryo dann übrigens nicht mehr so, sondern die Ärzte sprechen von jetzt an nur noch von “Schwangerschaftsmaterial”. Zum einen, weil auch die Fruchthöhle, Plazenta, … mitgemeint sind. Vielleicht aber auch, um Euch zu schonen und sich emotional zu distanzieren?

Mich hat es gestört. Vor allem, als ich Wochen nach der Fehlgeburt eine Laborrechnung über „Untersuchung eines Materials“ zugeschickt bekam. Da bin ich erstmal heulend zusammengeklappt, denn die Bilder im Kopf waren schrecklich.

Kann man den Verlust des Babys verhindern durch warten?

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Es hat keinen Sinn, die Bauchspiegelung herauszuzögern, um „das Baby zu retten”. Besteht nur der geringste Verdacht, dass die Fruchthöhle doch in der Gebärmutter ist, passiert gar nichts während der Bauchspiegelung. Die Schwangerschaft wird nicht angetastet. Aber ist der Embryo in der Bauchhöhle oder im Eileiter, muss er entfernt werden. Dieses Kind kann nicht weiterwachsen – es wird für euch in kurzer Zeit lebensgefährlich und es kann nie ein Alter bzw. eine Größe erreichen, zu der es lebensfähig wäre.

 

Was passiert mit dem Eileiter?

Wie groß der Eingriff ist und ob der Eileiter gerettet werden kann, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, an welcher Stelle des Eileiters sich die Schwangerschaft entwickelt hat. Dann auch davon, wie weit sie fortgeschritten war (das ist ein Grund, warum eine frühzeitige Entdeckung einer EU so wichtig ist!!).

Die Oberärztin, die bei mir die Eileiterschwangerschaft beendet hat, erklärte es mir so: Wenn sie in der Bauchspiegelung die Stelle der Verdickung finden, wird zunächst nur dort ein kleiner Schnitt angesetzt und versucht, das Schwangerschaftsmaterial nur durch diesen Schnitt zu entfernen. Wenn das gelingt und der Schnitt gut verheilt, kann der Eileiter erhalten bleiben. Allerdings bildet sich immer eine kleine Narbe und es gibt ein erhöhtes Risiko, dass Ihr an diesem Eileiter bei einer weiteren Schwangerschaft wieder eine Eileiterschwangerschaft habt.

Ihr habt aber ja zwei Eileiter. Es muss also nicht sein, dass ihr bei einer weiteren Schwangerschaft wieder eine EU habt! (Die Eileiter “feuern” übrigens nicht immer abwechselnd.)

Wenn der Eileiter sehr stark beschädigt ist oder es andere Probleme gibt, hängt es vom behandelnden Arzt ab, wie er/sie verfährt. Bei mir wurde der Eileiter entfernt, da die Gefahr zu hoch eingeschätzt wurde, dass die Blutung nicht aufhört oder dass sich zu viel Narben bilden und ich eine erneute EU habe. Ich bin froh über diese Entscheidung, auch wenn die Nachricht erstmal ein Schock war. Aber mir ist lieber, ich muss bei einem weiteren Versuch, ein Baby zu bekommen, nicht darüber nachgrübeln, ob es jetzt wohl dieser Eileiter oder der andere war, der diesen Monat “an der Reihe” war und ob’s diesmal wohl gut geht …

(Edit viel später: Ich bin nur 5 Monate nach der Fehlgeburt und im zweiten Monat, nachdem wir angefangen hatten, es überhaupt zu versuchen, wieder schwanger gewesen. Mit nur einem Eileiter.)

Hier kann es helfen, vor der OP das Gespräch zu suchen, damit wenigstens klar ist, was eure Präferenz wäre. Man macht sich vorher nicht so klar, dass neben den medizinischen auch viele menschliche Faktoren in diese Entscheidung mit reinspielen. Ich hatte noch beide Eileiter und ich habe schon ein Kind, das auch “spontan” entstanden ist – also ohne Wunschkind-Therapie, künstliche Befruchtung, etc. All diese Dinge werden vorab im Gespräch geklärt – zumindest war es bei mir so. Bei mir wurde aufgrund dieser Faktoren plus der medizinischen Faktoren der Eileiter entfernt. Bei einer Frau, die große Probleme hat, schwanger zu werden und die nur einen funktionierenden Eileiter hat (oder ähnliche Faktoren) wäre es vielleicht etwas anderes. Ist die EU allerdings sehr weit fortgeschritten, wird vermutlich der Eileiter nicht gerettet werden können.

Was passiert mit der Gebärmutter?

Ob auch eine Ausschabung der Gebärmutter gemacht wird (medizinisch: Abrasio) oder nicht, hängt auch von verschiedenen Faktoren ab, z. B.: Wie dick ist die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut? Gab es Blutungen während der Schwangerschaft, die sich dort angesammelt haben? etc.

Meist wird eine Ausschabung gemacht, damit Ihr neben all den anderen Schrecken nicht auch noch einen Monat lang Blutungen habt, wenn die Gebärmutter ihren “schwangeren” Zustand verliert. Manche Ärzte finden einen natürlichen Abbau besser, da man dann angeblich schneller wieder schwanger werden kann. Aber auch bei einer Ausschabung kann einen Zyklus später alles “back to normal” sein.

Ich habe am Tag nach der OP übrigens Besuch vom Anästhesisten bekommen. Ihm saß wohl irgendwie auch noch der Schreck in den Knochen, dass ich fast verblutet wäre. Jedenfalls erzählte er mir, dass es für unsere moderne Zeit doch noch erschreckend oft vorkäme, dass Frauen mit EU-Schwangerschaften zu spät ins Krankenhaus kämen, da die Symptome so wenig bekannt wären und die Frauen die Schmerzen aushalten — bis es zu spät ist. Auch mit modernster Medizin kann man bei starken inneren Blutung irgendwann nichts mehr machen. Also geht bei Schmerzen lieber umsonst ins Krankenhaus als dass ihr versucht, „ganz tapfer“ zu sein! Ich hatte dem Anästhesisten von diesem Blog erzählt und ihm versprochen, dass ich über das Thema schreibe.

Etwas weiteres, das mir nach dem Verlust der Eileiterschwangerschaft ans Herz gelegt wurde: Ich sollte mich mit anderen Frauen besprechen, die auch eine Fehlgeburt erlitten haben. Sollte mich um eine Therapie oder eine Selbsthilfegruppe bemühen. Ich habe das erst als völlig unnötig vom Tisch gewischt, schließlich war ich nur 7 Wochen schwanger gewesen, bevor ich Pix (so war unser „Arbeitsname“ für das Baby) verloren hatte. Keine lange Zeit. Aber die Kombination aus fast selber bei der Fehlgeburt draufgehen, das Baby von einem Tag auf den anderen zu tatsächlich zu verlieren, … das arbeitete doch kräftig in mir. Als ich kurz nach Halloween 2010 merkte, dass ich wieder schwanger war, habe ich eine Therapie begonnen. (Mehr dazu im Blogpost „Die Yoga-Kriegerin. Was vorher geschah„.) Auch wegen der schrecklichen Geburt meines ersten Sohnes. Ob es nun an der Therapie lag oder daran, dass es mein zweites Kind war: Die Geburt von Kind 2 war ein Traum.

EDIT 1.10.16: So viele von euch haben mir gemailed oder sich über Facebook zum Thema Eileiterschwangerschaft gemeldet und sich ein E-Book zum Thema gewünscht. Ich habe alle Posts  zusammengefasst und zu einem Buch erweitert.

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