Meinem Sohn (6) und mir fiel gleichzeitig eine Abbildung dieses Maschinchens von 3M in einer Zeitschrift ins Auge. Das Werbebild zeigte (schemenhaft, da sehr klein in der Zeitschrift) den Apparat selbst und hauptsächlich viele wunderschöne, bunte Perlen die scheinbar mühelos zu Dutzenden in einen großen Behälter fallen.
Dazu legte der Name „Recyclete Papierperlen“ * und das Foto von bedrucktem Altpapier, das in die Maschine gefüttert wird nahe, man tut Altpapier hinein und heraus kommen diese bunten Perlen.
* (Ich finde ja die DUDEN-Empfehlung „recycelte“ schöner, trotz meines Faibles für Englisch ...)
Mein Sohn und ich haben uns tagelang gefragt, wie das wohl geht — ob man dem Altpapier in der Maschine verschiedene Farben beimischen kann? Vielleicht sogar Acrylfarben, denn die Perlen glänzen so schön auf dem Foto. Aber wie soll die Maschine dann sauber zu halten sein? Und wieso kostet sie dann nur um die 10 Euro? Sehr verdächtig. Vielleicht macht sie auch graue Perlen aus Altpapier, dachten wir uns, und man muss sie dann selbst so schön lackieren. Das wäre enttäuschend, aber dann müsste doch ein Perlenhalter dabei sein, damit man sie wirklich lackieren kann …
Es half nur ausprobieren.
Wie leider so manches Mal waren die Gedankenspiele vorher toller als das Produkt. Für die 10 Euro erhält man einen kleinen, etwas wackligen Plastikapparat, ein sehr labiles Schwämmchen zum Auftragen des Klebers und ein paar Bögen farbiges Papier. Denn das Papier ist der Clou am Perlendrehen mit diesem Maschinchen: Was ich reinpacke, kriege ich als Endprodukt. Soll es hübsch bunt, glänzend … sein, muss auch das Papier diese Qualität haben. Da sind wir vom Gedanken, Papier zu „recyceln“ schon sehr weit entfernt. (Na gut: Benutztes Geschenk- und Weihnachtspapier oder farbige Briefumschläge ergeben farbige Perlen.)
Selber mitbringen muss man den „Standfuß“, eine Schere und papiertauglichen Kleber.
Man kann die Maschine freihändig bedienen, aber nicht mit 6. Zum Glück kann man sie auch auf einer Wasserflasche (die großen 1,5 Liter-Flaschen) montieren. Die Flasche dann zwischen die Beine klemmen und losdrehen. Nee, vorher muss man noch die Papierbögen in Streifen schneiden. Ich hatte ja gedacht, frei Schnauze reißen täte es auch, aber dann werden die Perlen zu unförmig. Je nach Form des Streifens verändert sich die Form der fertigen Perle. Das ist für Kinder, auch mit 6, noch schwer zu verstehen. Und auch für mich ist das ein Grad an perfektem Vorarbeiten, den ich nervig finde.
Offiziell wird der Perlen-Macher für Kinder ab 5 Jahren empfohlen, aber ich wage zu behaupten, dass die Anwender noch viel älter sein müssen. Das einzig begeisterte Feedback habe ich von Anwenderinnen jenseits der 30 gehört, die die nötige Geschicklichkeit und Geduld aufbrachten. Kinder drehen die Perlen auch oft zu lose.
Eltern von begeisterten Schmuckbastlerinnen ab 8 könnten den Papierperlen-Bastler ausprobieren. Meine Idee, einen dem Kindergarten zu schenken, habe ich verworfen, weil das Ergebnis mit normalem Altpapier halt nicht „wie auf der Verpackung“ ist und weil es schwierig ist, Vorschulkinder länger als eine halbe Stunde fürs Perlendrehen zu begeistern, selbst wenn man die Streifen vorschneidet.
Ich werde weitersuchen, denn die 3M-Maschine hat mich auf die Idee „spielerisches Recycling“ gebracht und ich kann mir vorstellen, dass es da (hoffentlich) für Vorschulkinder ein paar schöne Ideen gibt. Wir wollen auch schon seit Monaten mal selbst Papier herstellen, aus Altpapier, aber bisher sind wir noch nicht dazu gekommen.